Während meines langandauernden Schauens – hinter dem Pfarrstadel sitzend – ist mein Blick an diesem verblühten Löwenzahn hängen geblieben. Die Hälfte der Samenschirme ist bereits fortgeflogen; eins hängt noch fest, will noch nicht loslassen, aber ich wette: morgen ist es auch nicht mehr da. Und ich denke mir: kann es ein stimmigeres Bild meines Lebens geben? Das Auf- blühen und Wachsen war einmal; dann das langsame, stille Reifen (Schmerz und Scheitern inbegriffen). Heute nun: einige Samenkörner meines Lebens sind irgend- wohin fortgeflogen (Eine Spurensicherung? Unmöglich!). Einige Samenschirmchen sind noch da. Aber auch die nicht mehr lange. Wo werden sie landen? Keimt neues Leben? Und: ist nicht genau dies am Ende aller Tage die Frage unseres ureigenen persönlichen Daseins hier auf Erden?

Pfarrer Herbert